Einfach Karriere – Wochen-Impulse 82/ 2020
Eine mitarbeiterorientierte Führung sorgt für zufriedene Mitarbeiter und eine dauerhaft höhere Produktivität. Dies impliziert allerdings auch klare, ehrliche Worte gegenüber den Mitarbeitern, die das positiv bewertet. Im Gegenzug hat der falsch verstandenen Kuschelkurs ebenso ausgedient, wie führen nach Gutsbesitzer Manier. Die eine Führungskraft wird als schwach wahrgenommen, die andere als zeitfremd despotisch.
„Vergammelnde Früchte unter den Obstbäumen locken nicht nur scharenweise Wespen an. Sie sorgen auch dafür, dass sich Krankheiten und Schädlinge ausbreiten. Deshalb: Weg damit!“1 Was für den Obstbauern und den Hobbygärtner eine Selbstverständlichkeit ist, wird leider in Unternehmen zu oft nicht beherzigt. Guten Mitarbeiter gehen, wenn die Führungskraft keinen Raum für Entwicklung und Gestaltung läßt. Weniger gute bis schlechte Arbeitnehmer werden zu lange durchgeschleppt. Woran liegt das?
Trennen Sie sich von faulen Äpfel!
Wer seine Mitarbeiter nur als Erfüllungsgehilfen sieht und nicht wirklich an diesen interessiert ist, wird dauerhaft einen hohen Krankenstand und eine entsprechende Fluktuation haben. Die Führungskräfte, die mitarbeiterorientiert führen, schreiben eine andere Geschicht. Die Personalchefin der Seidel GmbH & Co. KG2, Pia Meier, hat mir in einem persönlichen Gespräch auf die Frage nach ihrem Führungsstil folgendes geantwortet: „Liebevolle Konsequenz, Verläßlichkeit und Verbindlichkeit.“ Mit dieser gelebten Zuneigung wissen die Mitarbeiter was sie zu erwarten haben – Konsequenz in Liebe. Die Prokuristin sieht ihren Stil ganz pragmatisch. „Ich habe halt auch wirklich unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Aber wenn ich sie erklären kann und das auch mache, nehme ich sie (Anm. des Autors: die Mitarbeiter) an die Hand und das ist gerade in diesen Zeiten wichtig.“
Ihre persönliche Note im Umgang mit den Seideljanern sorgt für beeidruckende Zahlen: Krankenstand 3%, Fluktuation gegen Null und in den letzten zwei Jahren in Folge das jeweils beste Unternehmensergebnis der Geschichte. Diese Ergebnisse sind Resultat eines klaren Führungsstils, zu dem es auch gehört sich schnell von faulen Mitarbeitern zu trennen, bevor diese die guten infizieren. Das das nicht nur Sinn macht, sondern die einzige richtige Entscheidung ist kann jeder jährlich an den Zahlen des Gallup Instituts ablesen.
Volkswirtschaftlicher Schaden durch faule Äpfel.
„Das Gallup Institut hat in seinem Engagement Index Deutschland 2018 ermittelt, dass durch innere Kündigung ein volkswirtschaftlicher Schaden von 77 bis 103 Milliarden Euro entsteht. … ‚Führungskräfte müssen sich bewusst sein, dass sie diejenigen sind, die durch ihr Verhalten einen erheblichen Einfluss auf die Unternehmenskultur haben. Denn emotionale Bindung wird im unmittelbaren Arbeitsumfeld erzeugt´, sagt Marco Nink, Regional Lead Research & Analytics EMEA bei Gallup.
In Puncto Unternehmenstreue und Zufriedenheit (siehe Grafiken) wird ein verheerendes Bild gezeichnet. 19% der befragten Mitarbeiter mit geringer Bindung – das entspricht 70% aller Befragten – an das Unternehmen erleben Führung als nicht motivierenden. 79% dieser Gruppe geben an, dass sie binnen eines Jahres das Unternehmen verlassen wollen. Mehr als die Hälfte derjenigen, die keine Bindung (15% der Gesamtmenge) an den Arbeitgeber haben beabsichtigen ebenfalls in der Zeit das Unternehmen zu wechseln. Diese Ergebnisse sind nicht neu. Seit fast zwei Dekaden präsentiert die Gallup-Studie Jahr für Jahr nahezu identische Zahlen.“3
Aus diesen Zahlen hat Prof. Jörg Knoblauch4 seine A-B-C-Personal-Strategie abgeleitet. Dabei sind A-Mitarbeiter (15% nach Gallup) die Exzellenten, die den Karren ziehen, B-Mitarbeiter (70% nach Gallup) gehen nebenher und die C-Mitarbeiter (15% nach Gallup) sind die faulen Äpfel, die auf dem Karren sitzen. Ziel sollte es in jedem Unternehmen sein, ähnlich wie bei Seidel, sich von den Faulen zu trennen oder sie zu „Mitläufern“ zu machen und die B-Gruppe deutlich zu reduzieren und hieraus kraftvolle, motivierte A-Mitarbeiter zu machen.
Das setzt einen modernen, radikalen Führungsstil voraus, der mitarbeiter- und nicht umsatz-orientiert ist. Heinrich Nordhoff5 hatte hierzu eine klare Meinung: „Wertvoll an einem Unternehmen sind nur die Menschen, die dafür arbeiten, und der Geist, in dem sie es tun.“
Wundervolle Impulse für die nächste Woche.
Bleibe inspiriert.
Holger
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1 Quelle: Wochenblatt 10.09.2019, https://www.wochenblatt.com/landleben/garten/faules-fallobst-nicht-liegen-lassen-11811810.html
2 Unternehmensinformationen unter https://www.seidel.de/
3 Quelle: Der Impulsgeber, https://das-felix-prinzip.com/braucht-das-land-neue-manager-gallup-studie/
4 Zur Person: Prof. Dr. Jörg Knoblauch ist der Personal-Vordenker für den Mittelstand. Der Unternehmer, Bestsellerautor und Berater hat mit seinen Firmen zahlreiche Wettbewerbe gewonnen, darunter den Ludwig-Erhard-Preis-Wettbewerb und zuletzt die Auszeichnung „Great Place to Work“ in Baden-Württemberg.
5 Zur Person: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Nordhoff
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